Captain Schnyder: Frust und Enttäuschung sind gross

Red Lions Reinach, Interview Schnyder

Red Lions Reinach-Captain Simon Schnyder zum unerwartet schnellen Ende der Saison. Ein Interview von Albert Fässler, erschienen im Wynentaler Blatt.

Wie schon im Vorjahr hat die Pandemie auch diesmal die Playoff-Träume der Red Lions Reinach zunichte gemacht. In der letzten Saison standen die Aargauer auf Platz 4, heuer waren die Playoffs nach durchwachsenem Start in Griffnähe, ehe fünf Spiele aus dem Kalender gestrichen wurden.

Es mag ein schwacher Trost sein, dass die Red Lions Reinach in ihrer fünften Saison seit der Klubgründung im Frühjahr 2017 mit den Relegationsplätzen nichts zu tun hatten und die Saison erstmals als Nummer 1 im Kanton Aargau beendeten. Denn inzwischen ist man mit der Konkurrenz auf Augenhöhe und hat das erstmalige Erreichen der Playoffs denn auch als Minimalziel deklariert. In der ersten Saisonhälfte blieb der Aargauer Erstligist aber hinter den eigenen Erwartungen zurück. Brillant in Heimspielen, ungenügend in Auswärtsspielen. Es fehlte an Konstanz und letztlich wohl auch an der fehlenden Erfahrung bei Trainer-Neuling Michael Nideröst, was im Dezember zur vorzeitigen Trennung führte. Die Fortsetzung ist bekannt. Unter Adriano Pennaforte kam das Team wieder in Schwung, aber der Rückstand liess sich in den letzten drei Qualifikationsrunden trotz Siegen über die Argovia Stars und Luzern nicht mehr korrigieren.

Red Lions Reinach, Simon Schnyder
Simon Schnyder

Simon Schnyder trägt seit nunmehr vier Jahren das Dress der Roten Löwen. Der langjährige NLB-Verteidiger ist die eigentliche Lichtgestalt im Team. Ein Vorbild auf und neben dem Eis. Kürzlich feierte der zweifache Papi und SBB-Angestellte seinen 35. Geburtstag (herzliche Gratulation). Das Wynentaler Blatt bat den Captain der Red Lions Reinach um einen Rückblick auf die abgelaufene und einen Ausblick auf die kommende Saison.

Bis zuletzt auf die Teilnahme am Playoff gehofft und stattdessen das abrupte Saisonende. Was geht Ihnen da durch den Kopf?

Simon Schnyder: «Der Frust und die Enttäuschung sitzen nach wie vor tief. Man gibt alles und kann die Früchte der Bemühungen dann doch nicht ernten. Das gilt es zu verarbeiten. Ich wage zu behaupten, dass wir ohne die Spielabsagen im Januar jetzt in der Finalrunde stehen würden. Corona hat uns zum zweiten Mal brutal ausgebremst.»

Verspielt wurde die Playoff-Teilnahme allerdings nicht erst im letzten Durchgang der Qualifikation, sondern im Herbst mit dem ständigen Auf und Ab. Zuhause eine Festung, auswärts ungenügend.

Schnyder: «Das ist richtig und lässt sich nicht schönreden. Am Einsatz und Willen fehlte es sicher nie, aber vieles klappte nicht wunschgemäss. Aus meiner Sicht stimmte vor allem die Balance zwischen Offensive und Defensive nicht. Oft waren es individuelle Fehler, die zu unnötigen Niederlagen führten.»

Als Positiv kann gewertet werden, dass die Relegationsrunde kein Thema war und beide Aargauer Derbys zugunsten der Red Lions ausgingen. Ist es ein Trost, die Nummer 1 im Kanton zu sein?

Schnyder: «Das ist zwar ein angenehmer Nebeneffekt, entspricht aber überhaupt nicht unseren Erwartungen. Wir und auch die Argovia Stars gehören aufgrund der spielerischen Substanz einfach zu den acht besten Teams in dieser Gruppe.»

Im Dezember kam der Trainerwechsel von Michael Nideröst zu Adriano Pennaforte Wie haben Sie diesen Schritt erlebt?

Schnyder: «Jeder Trainer hat seine eigenen Vorstellungen von Trainingslehre und Spielsystem, aber versagt hat nicht der Übungsleiter, sondern das ganze Team. Wenn es nicht läuft, braucht es manchmal neue Impulse, um den Abwärtstrend zu stoppen. So gesehen war der Wechsel an der Bande sicher gerechtfertigt. Der neue Mann erinnert in seiner Art übrigens ganz an Raphael Zahner.»

Die Unterstützung von Sponsoren, Werbepartnern, Business-Membern und Publikum ist bemerkenswert. Macht das Mut für die Zukunft?

Schnyder: «Wenn man bedenkt, dass die Red Lions im Frühling 2017 aus dem Nichts gestartet sind, ist die sportliche Entwicklung höchst erfreulich. Reinach kann langsam aber sicher wieder an alte Zeiten anknüpfen und zur Hockey-Hochburg werden, wenn wir auch künftig auf den finanziellen Rückhalt unserer Unterstützer zählen können. Deshalb an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an alle, die dieses «Wunder» überhaupt möglich gemacht haben.»

Laut Sportchef Roland Gegenschatz steht das Kader für die kommende Saison zu 90 Prozent. Sie haben drei Wünsche frei: Auf welchen Positionen braucht es Verstärkungen?

Schnyder: «Ganz sicher in der Verteidigung. Da besteht quantitativ wie qualitativ Handlungsbedarf. Auf der Torhüterposition und im Sturm sind wir hingegen sehr gut aufgestellt.»

Sie selber bleiben an Bord. Reicht es 2022/23 für die Playoff-Teilnahme?

Schnyder: «Dem ist nichts beizufügen! Infrastruktur, Klubführung, Staff, Spieler plus ein Umfeld, das uns wohl gesinnt ist und finanziell unterstützt – das alles sind beste Voraussetzungen, um sportlich den nächsten Schritt zu machen. Auch Corona wird uns diesmal nicht stoppen können… »

Foto: Remo Conoci/Wynentaler Blatt