Christof Amsler im Wynentaler Blatt: „Was wir erreicht haben, ist erstaunlich.“

Red Lions Reinach, Headcoach Christof Amsler

Das Interview führte Remo Conoci von unserem Medienpartner Wynentaler Blatt.

Christof Amsler ist seit Juni 2022 Cheftrainer der Red Lions Reinach. Gekommen war er für Adriano Pennaforte, der trotz mündlicher Zusage unerwartet seinen Posten an der Bande geräumt hat. Für den Oberwynentaler Club ist Amsler nicht etwa Lückenbüsser, sondern ein Glücksfall.

Ohne Hektik beantwortet Christof Amsler die Fragen des Journalisten. In den verbleibenden zwei Spielen zu Hause gegen Wil und auswärts in Luzern könnte der Headcoach mit seinem Team für die erstmalige Playoff-Qualifikation in der noch jungen Vereinsgeschichte der Red Lions sorgen. Von einem Sensationssieg in Wetzikon will er jedoch genau so wenig wissen, wie von einem besonderen Druck, der vor den entscheidenden Spielen herrscht. Im Gegenteil. Für den 50-Jährigen, der seinen Vertrag jüngst um eine Saison verlängert hat, ist es bereits ein grosser Erfolg in dieser Phase der Meisterschaft überhaupt noch von den Playoffs träumen zu dürfen. Am kommenden Samstag, 21. Januar, um 17.30 Uhr steht das letzte Quali-Heimspiel auf dem Programm − ein spannendes und intensives Spiel darf erwartet werden.

Christof Amsler, der Druck, die Playoffs unbedingt erreichen zu müssen scheint nicht enorm gross zu sein. Warum ist das so?

«Man muss schon sehen, wir hatten einen sehr schwierigen Oktober und November. Nach dem Heimspiel gegen Herisau und der neunten Niederlage in Folge lagen wir acht Punkte hinter den Argovia Stars. Wir hatten zahlreiche Verletzte und manchmal waren keine zwölf Spieler im Training. Am Spieltag tauchten bis zu acht Spieler mit 
B-Lizenz in der Kabine auf, die ich da zum Teil das erste Mal gesehen habe. Dass wir weiterhin die Chance haben die Playoffs zu erreichen ist schon jetzt ein enormer Erfolg und spricht für die grosse Leidenschaft die unsere Spieler den ganzen Winter gezeigt haben.»

Ab Dezember folgten fünf Siege in sieben Spielen. Wie ist diese Energie entstanden?

«Ganz am Anfang dieser Serie stand das Spiel gegen die Pikes, die uns im Nacken sassen. Hätten wir verloren, wäre sogar die Abstiegsrunde Thema geworden. Das mussten wir unbedingt vermeiden und haben dann auch 3:2 gewonnen. Von diesem Zeitpunkt an nahmen wir uns vor, die Köpfe frei zu bekommen und es ab jetzt wie die Eichhörnchen zu machen, Nüsschen um Nüsschen, oder eben Punkt um Punkt zu sammeln, ohne Blick auf die Tabelle, ohne Druck auf uns selber auszuüben. Dann kam der Sieg zu Hause gegen die Argovia Stars und es waren nur noch drei Punkte Abstand zu den Playoffs. Aber auch da habe ich meine Spieler aufgefordert nicht anzufangen zu rechnen, wir wollten nicht den gleichen Fehler noch einmal machen.»

Wir bei der Zeitung dürfen ja rechnen und im Moment ist es so, dass selbst bei einer Niederlage gegen Wil der Playoff-Traum noch nicht ausgeträumt ist.

«Wichtig ist, dass wir mit dem Sieg beim EHC Wetzikon den Ligaerhalt rechnerisch geschafft haben. Das ist unter der geschilderten Situation ein Erfolg den wir uns mit viel Leidenschaft und Qualität verdient haben. Was wir erreicht haben ist erstaunlich. Sollten wir die Playoffs erreichen, dann dürfen wir sogar von einer Sensation sprechen. So oder so, bin ich unheimlich stolz und es macht Freude mit diesem Team zu arbeiten.»

Haben Sie aus diesem Grund den Vertrag bei den Red Lions verlängert?

«Für die Vertragsverlängerung gibt es mehrere Aspekte. Einerseits sprechen wir im Team oft vom ‹Löwenherz› das uns verbindet. Ich spüre den Vorstand, der felsenfest hinter dem Projekt steht. Wir haben mit Daniel Zeber einen sehr guten und enorm engagierten Sportchef und ich will wissen, was mit diesem Team noch alles möglich ist. Dazu kommt, dass Sportchef und Vorstand trotz der schlechten Phase immer an mich geglaubt haben. Für mich war es ein Einfaches, für eine weitere Saison zuzusagen.»

Die Position des Sportchefs wurde noch vor der Saison geändert. Gab das Unruhe im Team?

«Natürlich gab es eine gewisse Unruhe. Ich habe aber sowohl zu Roland Gegenschatz wie auch zu Daniel Zeber ein ausgezeichnetes Verhältnis. Ich versuche mich als Bindeglied zwischen Sportchef und Mannschaft zu stellen und habe den Spielern gesagt, dass wir uns auf dem Eis auf das konzentrieren, was wir beeinflussen können. Daniel Zeber hat uns aber sehr geholfen. Er leistet enorme Arbeit für den Club und sorgt immer dafür, dass wir mit genügend Spielern antreten können, das ist für uns das Wichtigste.»

Haben die Vertragsverlängerungen mit Leistungsträgern wie Marco Vogt, Daniel Müller, Kevin Boschung oder Captain Simon Schnyder ihr eigenes Bleiben beeinflusst?

«Ich habe nie gesagt, dieser oder jener Spieler müsse bleiben, sonst höre ich auf. Die Gespräche zwischen Daniel Zeber und den Leistungsträgern haben jedoch sehr früh stattgefunden und ich habe gemerkt, dass die Vereinsleitung den sportlichen Weg weitergehen will und auch unsere Spieler an diesen Weg glauben. Dieses positive Gefühl, das Projekt einen Schritt weiter zu bringen fügte schliesslich Steinchen für Steinchen zusammen und es war für mich wie gesagt ein Leichtes, für eine weitere Saison zuzusagen.»

Würden Sie sich eine engere Zusammenarbeit mit dem SC Reinach wünschen?

«Wir haben Spieler des SC Reinach, die regelmässig bei uns trainieren. Unsere Spieler können beim SCR trainieren, wenn sie aus irgend einem Grund mehr Eiszeit brauchen. Vor dem Cup-Spiel gegen Arosa sind wir mit den SCR-Junioren eingelaufen und es gibt noch so viele weitere Verbindungen. Ich erlebe die Zusammenarbeit als sehr positiv und ich bin sicher dass es beiden Clubs etwas bringt, wenn wir noch näher zusammenrücken.»

Zurück zur Aktualität auf dem Eis. Welche Ziele setzen Sie sich für die beiden letzten Quali- Spiele?

«Mein grosses Ziel ist, dass man unser Engagement spürt, dass wir mit der gleichen Leidenschaft und mit gleich viel Herz auftreten wie in Wetzikon und wir den Traum weiter leben. Wo der Weg letztlich hinführt werden wir sehen. Klar, wenn man da steht wo wir heute stehen, würden wir das Kapitel ‹Playoffs› gerne aufschlagen, aber noch einmal: was wir bisher erreicht haben, ist schon ein sehr grosser Erfolg. Mit Blick auf die neue Saison wünsche ich mir dann einfach ein gesundes, breites Kader, dann werden Teilnahmen an Playoffs immer realistischer.»
Christof Amsler will seine Arbeit fortführen und ist auch in der kommenden Saison Headcoach der Red Lions Reinach.

Text und Titelbild: Remo Conoci/Wynentaler Blatt