Wynentaler Blatt: Im Powerplay zum Leistungssport

Eishockey: Reinach soll zu einer Hockey-Hochburg werden

In Reinach bahnt sich eine sportliche Sensation an. Dem Schlittschuhclub Reinach winkt die historische Chance, in den Leistungssport einzusteigen und ab der Saison 2017/18 in der 1. Liga mitzumachen. Während Klubs wie Zunzgen-Sissach und Rheinfelden ein entsprechendes Angebot der Swiss Regio League ausgeschlagen haben, will sich Reinach diese Chance nicht entgehen lassen und mit einer völlig neuen Mannschaft den Schritt wagen. Entscheidend ist allerdings, ob die hiefür benötigen 250.000 Franken in den nächsten drei Monaten generiert werden können.

Der Support für die Initianten ist hochkarätig. Der einstige SCR- und aktuelle Davos-Trainer Arno Del Curto ist von den Plänen begeistert: „Die Schweiz braucht genau solche Macher und keine Schlafmützen! Ich hoffe sehr, dass es klappt.“ Geradezu ins Schwärmen gerät Matthias Rossi, der zuletzt für den EHC Biel stürmte und in der kommenden Saison die Farben von Fribourg-Gottéron trägt. Der einstige SCR-Junior dazu: „Als Bub habe ich immer davon geträumt, dass auch in Reinach attraktives Hockey geboten wird. Wäre cool, wenn das jetzt Tatsache würde.“ An einem neuen sportlichen Aushängeschild ist natürlich auch Gemeindepräsident Martin Heiz interessiert: „Das Projekt hat zweifellos grosses Potenzial. Allerdings muss es auch Hauptverein getragen sein.“ Wir können den Vorsitzenden der 8300-Seelen-Gemeinde beruhigen – der SCR wird bei der Umsetzung sogar aktiv mithelfen!

Nur bedingt ein Geschenk

Die Aufteilung der obersten Amateurliga in zwei Stärkeklassen hat diese unglaubliche Ausgangslage erst möglich gemacht. Verschenkt werden die freien Plätze in der Gruppe Zentralschweiz aber trotzdem nicht. Die Ligaführung mit Mark Wirz als federführendem Direktor hat die Teilnahme am 1.-LigaBetrieb nämlich mit glasklaren Bedingungen verbunden. Dabei geht es zum einen um die sportliche Qualifikation, zum andern um die wirtschaftliche Machbarkeit. Einfach nur mitspielen, das geht in der 1. Liga gar nicht. Nebst einer soliden Arbeit an der Nachwuchsfront – für die der Hauptverein zuständig ist – braucht es deshalb ein schlagkräftiges und konkurrenzfähiges Team. Und ausreichend Einnahmen, um die Aufrechterhaltung des Trainings- und Spielbetriebes bis Ende Saison garantieren zu können.

Vereinsgründung notwendig

Der Hauptverein steht zwar voll hinter dem Projekt und wird auch bei der Geldbeschaffung mithelfen, strebt aber organisatorisch wie finanziell eine klare Trennung zwischen seiner eigenen Arbeit und jener des 1.-Liga-Teams an. Gebrannte Kinder scheuen bekanntlich das Feuer. Zumindest älteren Semester sind jene Zeiten noch in Erinnerung, als Reinach seine sportlichen Ambitionen teuer bezahlte und sechsstellige Altlasten über Jahre hinweg abstottern musste. Inzwischen ist der Klub aber bekanntlich schuldenfrei und will das auch bleiben. Vor diesem Hintergrund muss also ein neuer Verein gegründet und eine Führung etabliert werden. Über den Mut der beiden Protagonisten Beat Renggli (führt eine Versicherungsagentur mit 18 Angestellten) und Andi Augstburger (Inhaber einer Schreinerei) kann man nur staunen. Die langjährigen Trainer im Nachwuchsbereich sind überzeugt, dass ihr Projekt einer 1.-Liga-Mannschaft in Reinach und Umgebung eine grosse Euphorie auslösen wird. Zurzeit wird ein komplett neues Team auf die Beine gestellt, das aus talentierten Elite-Junioren von verschiedenen Klubs besteht. Dabei handelt es sich um Spieler, die bisher den Sprung in die NLA und NLB nicht geschafft haben, in Reinach nun jedoch eine neue Chance erhalten. Ihre Fähigkeiten werden die Kufenstars aber zum Nulltarif zeigen müssen. Salärzahlungen sind im Budget nämlich nicht vorgesehen!

Suche nach Sponsoren eilt

Trotzdem rechnen die Initianten mit Aufwendungen von rund 250.000 Franken pro Saison. Zu Buche schlagen dabei vor allem die Ausbildungsentschädigungen an die Stammklubs der Spieler vom mit rund 70.000 Franken. Für diesen Betrag fordert die Ligaführung spätestens bis 31. Mai eine Bürgschaft. Liegt diese nicht fristgerecht vor, lösen sich die Träume der Initianten auf ein Mitmachen in der obersten Amateurliga in Luft auf.bDie intensive Suche nach Sponsoren und privaten Gönnern ist denn auch ein Gebot der Stunde. Um die Erfolgschancen zu erhöhen, haben Beat Renggli und Andi Augstburger eine renommierte Vermarktungsagentur aus dem Zürcher Unterland um Unterstützung gebeten. Deren Repräsentanten haben in der Vergangenheit massgebend zur Existenzsicherung von Kloten (NLA), Olten und Thurgau (NLB) beigetragen. Ob ihnen unter dem herrschenden Zeitdruck auch dieser „Coup“ gelingt, wird sich schon bald zeigen.

Text: Albert Fässler, Fotos: Wynentaler Blatt (mars., Archiv)

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