Marco Rosamilia lebt seinen Traum

Red Lions Reinach, Marco Rosamilia, 100 Spiele

Wieder ein Jubiläum bei den Red Lions Reinach. Nach Rouven Renggli hat auch Marco Rosamilia (24) die „magische“ Grenze von 100 Einsätzen erreicht, respektive mit dem Heimspiel gegen Wetzikon übertroffen. Und alle Fans der Löwen können beruhigt zurücklehnen, denn der gelernte UBS-Banker wird dem Aargauer Erstligisten treu bleiben, künftig allerdings als Verteidiger.

Red Lions Reinach, Marco Rosamilia (2017), 100 Spiele
Marco Rosamilia: Erstes Meisterschaftsspiel für die Red Lions am 25.09.2017 (© S. Dömelt)

Marco, du bist in Reinach ein Spieler der ersten Stunde. Wie kam der Wechsel zu den Red Lions überhaupt zustande?

Eine echte Beziehungskiste! Die Juniorenzeit durchlief ich in Olten, Langenthal und Basel. Einer meiner Trainer war Beat Renggli, der später zusammen mit André Augstburger das 1.-Liga-Projekt in Reinach lancierte. Logisch, dass ich ihrem Lockruf folgte und Teil des neuen Teams wurde. Den Entscheid habe ich bis heute noch keine Minute bereut.

Gab es auch andere Angebote oder hat dich der Reiz des Retortenbabys fasziniert? Reinach bekam den Platz in der 1. Liga bekanntlich ja geschenkt.

Natürlich ist es reizvoll, zu den Pionieren eines neuen Projekts zu gehören. Es gab zwar mehrere Anfragen aus der 2. Liga, aber diese einmalige Chance auf einen Stammplatz in einer höheren Liga wollte ich mir nicht entgehen lassen.

Red Lions Reinach, Marco Rosamilia, 100 Spiele
2018 gegen EHC Wetzikon (© P. Dolder)

Die Red Lions stecken inzwischen bereits in ihrer sechsten 1.-Liga-Saison und die sportliche Entwicklung ist erstaunlich. Zweimal nur knapp dem Abstieg entgangen, seit drei Jahren aber mit der Konkurrenz auf Augenhöhe.

Wir haben zu Beginn viel Lehrgeld bezahlt – auf und neben dem Eis. Aber auch hier gilt: Wer täglich hart arbeitet, macht Fortschritte. Das grösste Dankeschön verdienen unsere Sponsoren, Business-Member, Werbepartner, Fans und Sympathisanten. Sie machten es mit ihrer jährlich wiederkehrenden Unterstützung möglich, dass dieses einzigartige Projekt überhaupt umgesetzt werden konnte.

Die Teilnahme an den Playoffs wäre zweifellos das Sahnehäubchen auf dem Dessert. Warum habt ihr dieses Ziel bis jetzt noch nie erreicht?

Letztes Jahr hat uns die Pandemie übel mitgespielt. Nach drei Siegen in Folge gegen Topklubs waren wir auf bestem Weg, uns für die Playoffs zu qualifizieren, aber ein sechswöchiger Unterbruch der Meisterschaft machte alle Träume jäh zunichte. Ein einziger Punkt mehr hätte bereits gereicht …

Was war der schönste, welches der traurigste Moment in diesen fünf Jahren?

Ein Spiel gegen Lyss in der Saison 2017/18 bleibt für immer haften, als wir den Topfavoriten mit nur 13 Spielern an den Rand einer Niederlage brachten (1:2 nach 1:0-Führung). Das Lachen ist den Bernern im Mund stecken geblieben. Wir lieferten den Beweis, dass ein funktionierendes Team jeden Gegner schlagen kann. Traurig stimmt mich hingegen die Niederlage im kürzlichen Cup-Achtelfinal gegen Arosa. Wir waren einer Sensation so nahe – und in der Verlängerung entschied ausgerechnet ein schlechter Pass von mir über Sieg und Niederlage. Das tut weh.

Derby-Sieg 2021 gegen die Argovia Stars
2021 Derby-Sieg gegen die Argovia Stars (© R. Conoci)

Momentan spielst du als gelernter Stürmer in der Abwehr. Ist dieser Wechsel aus der Not geboren, nachdem das Team von einer aussergewöhnlichen Verletzungsserie betroffen ist?

Es ist verrückt. Seit dem 11. Lebensjahr und dem Einstieg ins Hockey war ich als Stürmer unterwegs, habe nun aber gemerkt, dass die neue Position in der Abwehr meinen Fähigkeiten besser entspricht. Auch Trainer Christof Amsler hat das erkannt und wir sind uns einig, dass ich künftig als Verteidiger eingesetzt werde.

Die Liebe und Sympathie für die Red Lions Reinach scheint grenzenlos. Deine Mutter sorgt seit eh und je für die Verpflegung des Teams und unterstützt den Klub zudem als Mitglied des Business Clubs.

Mein Vater ist Italiener und primär Fussballfan, meine Mutter liebt das Eishockey. Beiden war jedoch wichtig, dass ich meinen Traum als Hockeyspieler auch leben konnte. Ihnen gebührt an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön. Vor kurzem bin ich allerdings zu Hause ausgezogen und habe in Rickenbach eine Eigentumswohnung bezogen. Wir sind hier quasi eine Hockey-WG, denn mit Gian Bachmann und Jestin Lutz wohnen auch meine besten Freunde unter demselben Dach.

Kann man als Fan davon ausgehen, dass du den Red Lions auch nach Abschluss des Studiums (Marco macht zurzeit den Management-Bachelor an der Fachhochschule Nordwestschweiz in Olten – die Redaktion) im Sommer 2023 weiterhin treu bleibst oder hast du andere Pläne?

Es gibt überhaupt keinen Grund, irgendetwas zu ändern. Ich fühle mich rundum wohl und gut aufgehoben bei den Red Lions. Zudem bin ich felsenfest davon überzeugt, dass wir als Team in Zukunft noch viel bewegen können. Vorstand, Team, Staff – alle ziehen am selben Strick, alle haben dasselbe Ziel und ordnen dem Erfolg alles unter.

Red Lions Reinach, Spieler, Marco Rosamilia
Marco Rosamilia 2022

Nach vielversprechendem Saisonstart belegen die Red Lions momentan nur Platz 8. Es droht erneut der Fall ins Playout. Würdest du eine Wette eingehen, dass ihr es schafft, die Qualifikation diesmal unter den besten Acht zu beenden?

Da gehe ich sofort jede Wette ein! Vom Verletzungspech einmal abgesehen, stimmt bei uns zurzeit einfach alles. Eine eingeschworene Truppe von Spielern, die immer alles geben. Jeder rennt für jeden¸ jeder hilft jedem. Mit Christof Amsler haben wir zudem einen Trainer, der sein Metier versteht und klare Vorstellungen hat. Und nicht zu vergessen Daniel Zeber, der neue Verantwortliche für den Sport. Er hat grossartige Arbeit geleistet. Dank seinen Beziehungen konnten die vielen, verletzungsbedingten Lücken mit talentierten Spielern sowie B-Lizenzen geschlossen werden.

Das Interview mit Marco Rosamilia führte Albert Fässler.

Fotos: Remo Conoci/Wynentaler Blatt, Stefan Dömelt/comrhein, Philipp Dolder Photography