Während sich Zuchwil-Regio aus finanziellen Gründen praktisch über Nacht vom Spielbetrieb der obersten Eishockey-Amateurliga zurückzieht, geben die Red Lions Reinach in jeder Beziehung Vollgas. Der Sportkommission um André Augstburger ist es gelungen, für die kommende Saison 2018/19 ein konkurrenzfähiges Team auf die Beine zu stellen. Eigentlicher „Königstransfer“ dabei ist die Verpflichtung des Verteidigers Simon Schnyder (31, im Bild rechts mit Andi Augstburger), der zuletzt mit Thurgau noch die Playoff-Viertelfinalserie gegen den EHC Olten bestritt.
Lange hat man auf News aus Reinach warten müssen. Umso erfreulicher präsentieren sich nun die vorliegenden Fakten, wobei Sponsoren und Business-Member schon letzte Woche exklusiv vororientiert wurden. Jetzt haben die Verantwortlichen um Präsident Rouven Blattner, Finanzchef Carl von Heeren und Sportchef André Augstburger ihr Schweigen beendet und ein klares Bekenntnis zur Zukunft abgegeben. Im Gegensatz zum Vorjahr mit einer „halben“ Mannschaft haben die Red Lions Reinach neu 20 Feldspieler und drei Torhüter unter Vertrag nehmen können, womit ein geregelter Trainings- und Spielbetrieb gewährleistet ist.
NLB-Verteidiger als Captain und Leitwolf
Ein wahrer Glücksfall ist dabei die Verpflichtung von Simon Schnyder. Der Verteidiger war jahrelang Stammspieler beim EHC Olten, schloss sich letzte Saison aber dem HC Thurgau an und gehörte da zu den Schlüsselfiguren. Aus privaten Gründen (das zweite Kind ist unterwegs) und auch aus beruflichen Gründen (SBB-Angestellter) wollte Schnyder zuletzt aber kürzer treten und sich den Senioren des EHC Seetal anschliessen. Das haben die Verantwortlichen der Red Lions Reinach aber mit Erfolg verhindert: Sie konnten den im Einzugsgebiet von Reinach wohnhaften Abwehrmann zu bescheidenen Konditionen als neuen Leitwolf für das 1.-Liga-Projekt gewinnen. Schnyder garantiert einerseits defensive Stabilität, wird anderseits mit seiner Routine und Erfahrung aber auch ein wichtiger Lehrmeister für die vielen jungen Wilden im Team.
Den Red Lions Reinach werden in der neuen Saison also eine explosive Mischung von jungen Talenten und erfahrenen Routiniers zur Verfügung stehen. Vom letztjährigen Team weiterhin dabei sind Torhüter Marc Witschi (20), Verteidiger Jan Vogt (20) sowie die drei Stürmer Severin Augstburger (21), Rouven Renggli (24) und Luca Flückiger (19). Ergänzt wurde das Kader mit 15 Neuzuzügen, darunter drei weitere Spieler mit Nationalliga-Erfahrung. Darüber hinaus laufen momentan noch Gespräche mit zwei Verteidigern und einem Stürmer.
Mehr eigene Spieler bedeutet weniger Abhängigkeit von Leihgaben anderer Klubs. Zwar wird es auch künftig eine enge Zusammenarbeit mit Klubs wie Rapperswil, Olten und Seewen geben, aber diese kann weitgehend stressfrei gestaltet werden.
Neuer Modus verspricht Hochspannung
Die Einführung der MySports-League und Einführung einer „Zweiklassen-Gesellschaft“ hat zwischenzeitlich allerdings ein erstes Opfer gefordert. Zuchwils Präsident Walter Ulrich hat dieser Tage alle anderen Club-Präsidenten wissen lassen, dass sich sein Team per sofort aus dem Erstliga-Spielbetrieb zurückziehen werde. Im Fokus seines Ärgers steht dabei der Verband und die ständigen Kehrtwendungen beim Modus. Letztes Jahr wurden 27 Teilnehmer auf drei Gruppen verteilt, ab der kommenden Saison sind es nun nur noch eine Ost- und eine Westgruppe. Indirekt sind aber auch die Red Lions Reinach ein Opfer dieser Modusänderung. Denn der Start in den Erstliga-Betrieb im Frühjahr 2018 war mit einer Nicht-Abstiegs-Garantie über drei Jahre verknüpft, die nun bereits wieder Geschichte ist. Aufstieg und Abstieg sind per sofort wieder eingeführt. Primär werden die Red Lions Reinach den Klassenerhalt anstreben, aber das wird in der Gruppe Ost mit starken Teams wie Arosa, Bellinzona, Prättigau, Wetzikon, Uzwil oder Oberthurgau kein Selbstläufer. Eine positive Geschichte aber für alle Fans, sind doch spannende und dramatische Unterhaltungsabende in der Eishalle Oberwynental garantiert. Soviel vorweg: Der Kauf einer Saison-Dauerkarte lohnt sich mit Sicherheit, denn allfällige Playoff-/Playout-Spiele sind im Preis eingerechnet.
Ausgeglichenes Budget zum Ziel
Zwar liegt der Abschluss des Geschäftsjahres 2017/18 noch nicht offiziell vor, aber Finanzchef Carl von Heeren geht bei Einnahmen und Ausgaben von rund 180.000 Franken von einer schwarzen Null aus. Die Verantwortlichen sind zu Recht stolz auf dieses Ergebnis, denn das Startjahr stellte wegen all den Unwägbarkeiten in jeder Beziehung eine echte Herausforderung dar und diese hat der Liga-Neuling Red Lions Reinach mit Bravour bestanden.
Stillstand bedeutet bekanntlich Rückschritt und: wer A sagt, muss auch B sagen und den Schritt nach vorne wagen. Ein kompletter Kader, der Trainings- und Spielbetrieb, vor allem aber die längeren Auswärtsreisen gibt es natürlich nicht zum Nulltarif. Im Vergleich zu der ersten Saison müssen nun rund 75.000 Franken zusätzlich generiert werden – eine Herkules-Aufgabe, die viel Fleiss und offene Herzen (und auch Geldbeutel) voraussetzt. Trotzdem soll das Ergebnis des Vorjahres wiederholt und eine ausgeglichene Rechnung angestrebt werden. Das jedenfalls haben sich die Entscheidungsträger auf die Fahne geschrieben. Finanzchef Carl von Heeren bringt es auf den Punkt: „Die Wirtschaftlichkeit steht bei jedem Unternehmen an oberster Stelle. Das gilt ganz speziell auch für die Red Lions Reinach. Als einstmals gebranntes Kind können wir uns schlichtweg kein Defizit leisten.“
Text/Foto: Albert Fässler