Seit Beginn dieser Saison steht der bald 20-jährige Kevin Boschung in den Diensten der Red Lions Reinach. Der Gränicher spielte zuletzt auf Leihbasis beim EHC Basel, war aber immer den Argovia Stars angeschlossen. Im Hinblick auf die laufende Saison suchte Boschung eine neue Herausforderung und wechselte ins Oberwynental.

Das 1:0 im Spiel gegen die GDT Bellinzona war in vielerlei Hinsicht ein ganz besonderes Tor. Der Treffer markierte erstmals überhaupt in dieser Saison eine Führung der Red Lions und es dürfte eines der schnellsten Tore überhaupt gewesen sein in der noch jungen Clubgeschichte. 21 Sekunden nach dem Anpfiff schob Kevin Boschung die Scheibe ein. «Das war ein tolles Gefühl», sagte der Gränicher kurz nach dem Spiel, das schliesslich 5:2 gewonnen wurde. «Nach den drei Niederlagen zu Beginn der Saison tut das Erfolgserlebnis dem ganzen Team gut.» Boschung mag sich nicht in den Vordergrund stellen, er spricht von der geschlossenen Mannschaftsleistung, dem vorangegangenen Spiel in Wil, das zwar 2:7 verloren ging, «aber das war viel zu hoch. Eine halbe Stunde lang waren wir absolut ebenbürtig, lagen nur mit einem Tor zurück und hätten genau so gut den Ausgleich schiessen können.» Gekommen ist es dann aber anders: Wil gelang in der Schlussphase des zweiten Drittel alles und schraubte das Score nach oben.


Ein paar Tage nach dem Sieg gegen Bellinzona wirkt der junge Mann noch abgeklärter. Vor dem Training analysiert er im Gespräch mit dem Wynentaler Blatt seine bisherigen Spiele mit den Red Lions Reinach. «Ich glaube ich habe mein Potential noch längst nicht voll abgerufen. In Wil stand ich alleine vor dem Tor, hatte das 1:0 auf der Schaufel, gegen Bellinzona habe ich ebenfalls Chancen ausgelassen. Da muss ich mich verbessern.» Über sich selber redet Boschung nicht so gerne und als der Jüngste im Kader sieht er sich ohnehin als Rädchen in einem grossen Getriebe. Eitel sei er natürlich schon, gibt der Gränicher zu: «Ich will wenn immer es geht spielen und stelle hohe Anforderungen an mich selbst.» Während der Schulzeit ging er zusätzlich zu den Eistrainings jeweils noch ins Schulsport-Unihockey. «Ich habe einfach grosse Freude an der Bewegung und am Sport», lacht der junge Mann, der Anfang November seinen 20. Geburtstag feiert. «Ich profitiere extrem vom Staff in Reinach, von den motivierenden Einzelgesprächen mit Headcoach Michael Niederöst, von der Erfahrung der älteren Spieler.» Der Trainer habe ihm vor dem Wechsel nach Reinach keine Garantien gegeben, dass er viel Eiszeit erhalte, aber eine faire Chance. «Das Gesamtpaket und das positive Umfeld gefallen mir gut in Reinach, und ich will hart daran arbeiten, diese Chance zu packen».
Wer weiss, was passiert
Seit Kindesbeinen spielt Boschung Eishockey und startete seine Karriere beim EHC Aarau, den heutigen Argovia Stars. Zuletzt wurde er mit B-Lizenz beim EHC Basel eingesetzt. Zusammen mit seiner jüngeren Schwester ist Kevin in Gränichen aufgewachsen, wo er heute noch wohnt. Nach der Bezirksschule absolvierte er eine KV-Lehre und arbeitet heute auf der Gemeindeverwaltung Suhr. Im nächsten Jahr will er die Matura nachholen und später ein Studium beginnen. Betriebsökonom oder Sportmanagement würden ihn interessieren, sagt er. Boschung lässt alle Wege offen. «Im Sport», zeigt er sich jedoch realistisch, «werde ich eher nicht das grosse Geld verdienen. Dennoch will ich mich bei den Red Lions weiterentwickeln und wenn es gut läuft – wer weiss was passiert!»
Vorfreude auf das Derby
Dann kommt vielleicht eine neue Chance, die es zu packen gilt. Neben zwei Toren und zwei Assists in der Meisterschaft sind dem Zuschauer bisher die technisch feinen Qualitäten aufgefallen und seine Schnelligkeit. Dass er der nominell ersten Linie angehört, will er nicht überbewertet wissen. «Das ist nur eine Zahl. Wir verfügen auf allen Positionen über tolle Spieler, ich bin glücklich, wenn ich spielen kann und freue mich auf jeden Einsatz.» Besondere Rituale oder Marotten hat er keine. «Oder doch, vielleicht eine», lacht Boschung: «wenn wir gewinnen, binde ich den Stock nicht neu ein und wenn wir verlieren, wechsle ich auch mal die Farbe.» Und was wünscht er sich für seine Zukunft? «Mir gefällt es im Oberwynental. In Reinach habe er ein gutes Umfeld und einen tollen Zusammenhalt vorgefunden. Darüber hinaus nehme ich Spiel für Spiel. Mit einem ersten Sieg im Rücken macht das Spielen natürlich mehr Spass». Der Fokus liege nun beim nächsten Einsatz auf dem Eis des Tabbellenzweiten EHC Burgdorf und eine Woche später, am Samstag, 16. Oktober (Spielbeginn 17.30 Uhr), sind die Argovia Stars, sein Stammverein, zu Gast in Reinach. Gut möglich, dass seine Motivation bis dahin noch weiter wächst.
Ein Gränicher in Reinach: Kevin Boschung fühlt sich bei den Red Lions wohl. Für das Derby in einer Woche gegen die Argovia Stars wünscht er sich viele Zuschauerinnen und Zuschauer auf den Rängen.
Text/Fotos: Remo Conoci / Wynentaler Blatt