In einem ausgeglichenen ersten Drittel vermochte keines der Teams das Spieldiktat an sich zu reissen. Bezeichnenderweise ereignete sich die beste Chance den Red Lions sogar in Unterzahl, als es zu einem Lattenschuss gekommen ist. Während einer ganzen Minute in doppelter Überzahl dagegen, gelang dem Heimteam zum Ende des ersten Drittels kein nennenswerter Streich.
Ganz anders das Bild im mittleren Drittel. Die Red Lions kommen frischer aus der Kabine, ganz offensichtlich mit dem Auftrag, den Druck zu erhöhen. In der gleichzeitig klar schwächsten Phase der Gäste spielt sich das Geschehen praktisch nur vor deren Hüter Gregory Keller ab. Nach vier Minuten ist der Bann gebrochen, Matteo Torino spielt den freistehenden Kevin Boschung an, der aus linker Position keine Mühe hat das 1:0 zu erzielen.
Nachdem nun das Geschehen etwas ruppiger wurde war auch die Strafbank regelmässiger besetzt. Luzern-Headcoach Raphael Zahner quittierte an der Bande eine weitere Strafe gegen seine Luzerner mit den Worten «das war ein ganz normaler Check» – als es erneut die Reinacher waren, die auf dem Eisfeld jubelten. Nach einem bereits abgeschlossen geglaubten Angriff insistierte Patrick Lerch hinter dem Tor, dieser bediente Matteo Torino, der sich diesmal selber als Torschütze ausrufen lassen konnte.
Weiterhin bekundeten die Gäste Mühe mit dem hohen Tempo der Red Lions. In Überzahl mussten sie erst Rouven Renggli in seinem 101. Red-Lions-Spiel das 3:0 zugestehen, ehe nach dem Anschlusstreffer Daniel Müller im Mitteldrittel auch noch das 4:1 gelang. Bei den wenigen (aber guten) Gelegenheiten, bei denen die Luterner vor dem Reinacher Tor standen, hielt Brian Stucki alles was noch auf sein Tor zukam.
Im Schlussdrittel kam von den Gästen gar nichts mehr – mit der Playoff-Qualifikation im Sack fehlte es wohl auch etwas am Willen. Zwar zeigte sich Zahner nach dem Spiel entspannt und sprach von einem kleinen Weihnachtsgeschenk, das man Reinach gemacht habe. Wer den sportlichen Ehrgeiz des ehemaligen Red Lions-Trainer kennt weiss, dass er niemals Geschenke dieser Art machen würde. Die beiden letzten Tore gelangen schliesslich Marco Vogt und Marco Rosamilia, die zusammen mit ihren Teamkollegen die Luzerner schwindlig spielten.
Red-Lions-Spieler Kevin Boschung ordnete den letztlich überdeutlichen 6:1-Sieg dem grossen Willen seines Teams zu: «Wir haben sie am Anfang etwas kommen lassen und gingen nachher ab wie die Feuerwehr». Der Gränicher unterschrieb erst kürzlich einen neuen Zweijahresvertrag im Oberwynental und bedankte sich mit dem ersten Treffer des Abends. Auch Roven Renggli gelang in seinem 101. Spiel für die Red Lions ein Tor für seinen Arbeitgeber – wie schon in seiner ersten Einsatz vor vier Jahren. (Im Bild mit Sportchef Roland Gegenschatz – Bild: rc.)
Das ist die Ausgangslage vor der letzten Quali-Runde
Nachdem Burgdorf Bellinzona an diesem Wochenende geschlagen hat und die Argovia Stars gegen den EC Wil in der Verlängerung verloren haben, wird der letzte Playoff-Platz unter Belinzona, Red Lions, und Argovia Stars ausgemacht.
- Im knappsten Fall würde den Red Lions am kommenden Samstag in Frauenfeld ein Unentschieden nach 60 Minuten reichen, wenn die Argovia Stars gegen Bellinzona nicht höher als 8:0 gewinnen. Weil der Punkteschnitt der beiden Aargauer Teams bei dieser Konstellation gleich wäre, würde das Torverhältnis entscheiden und hier hat Reinach die Nase gegenüber Aarau noch vorn.
- Für Aarau würde es bei einem Sieg zu Hause gegen Bellenz nach 60 Minuten und gleichzeitiger Niederlage Reinachs in Frauenfeld nach 60 Minuten über den Strich reichen.
In beiden bisher genannten Fällen wäre Bellinzona wegen 0,04 Punkten hinter mindestens einem Aargauer Team unter dem Strich.
- Gewinnen die Argovia Stars erst in der Verlängerung zu Hause gegen Bellinzona oder verlieren sie das Spiel, bleiben die Tessiner auf jeden Fall über dem Strich, unabhängig davon was die Red Lions in Frauenfeld erreichen – für Reinach und Aarau wäre die Saison zu Ende.
Text/Fotos: Remo Conoci/Wynentaler Blatt