Wynentaler Blatt: Red Lions in der 1. Liga angekommen

Drei Tore innert 32 Sekunden: Vitezslav Dum schiesst das letzte dieser Reihe zum 4:2 für die Red Lions Reinach – statistisch gesehen das sogenannte Gamewinning Goal. (Bild: mars.)

Quelle: Wynentaler Blatt, 1. Oktober 2019

Die Red Lions Reinach scheinen in der 1. Liga angekommen zu sein. Mit einem 5:3-Sieg versetzten sie dem Glanz eines Topteams der Ostgruppe einen gröberen Kratzer. Schön war, dass es sich um alles andere als einen Zittersieg handelte, er ist höchst verdient. Die Lichtblicke im Spiel, welche in den ersten beiden Saisons immer wieder aufgeblitzt waren, setzten sich zum ersten Mal überhaupt zu einem Ganzen zusammen.

mars. Trainer Raphael Zahner stand die Erleichterung ins Gesicht geschrieben: «Ich freue mich für die Jungs und über diesen Sieg gegen ein Team der Top Vier.» Und mit einem Augenzwinkern: «Man wird mich also noch länger erdulden müssen.» Dieser Nachsatz enthält möglicherweise weniger Ironie, als man im ersten Augenblick denkt. Denn tatsächlich geht es für die Red Lions in ihrer dritten Saison um alles. In den ersten beiden Saisons waren sie ihren Rivalen ein treuer Punktlieferant. Sie liessen ihr Potenzial zwar immer wieder aufblitzen, zu Siegen reichte es selten. In der ersten Saison profitierten sie nach dreissig Spielen von einer Nichtabstiegsklausel, in der zweiten vom grünen Tisch, bzw. von Ungereimtheiten beim Spielereinsatz (Verstoss gegen Lizenzauflagen) eines Gegners in den Abstiegsspielen. Die Initianten hatten von Anbeginn einen Dreijahresplan im Visier, eine zweijährige Aufbauphase, wonach es in der dritten Saison ernst gelten würde. Dieser basierte damals auf einem Modus, der mit der Einführung der MySports-League einherging und die bereits erwähnte Nichtabstiegsklausel in den ersten beiden Saisons nach Einführung enthielt.

Das wurde schob bald Makulatur. Die 1. Liga wurde umgebaut und man konnte wieder absteigen. Das war nicht gerade Balsam auf das etwas wackelige sportliche Gerüst des Oberwynentaler 1.-Liga-Neulings. Auch die zweite Saison bestritt man mit Dauerpersonalmangel, der ein Training, das den Namen verdient, kaum möglich machte und auch der Trainerwechsel von André Augstburger zu Raphael Zahner führte zu keiner Entwicklung ins Positive.

Immerhin ist alles insofern immer noch auf Kurs, als dass man trotz grottenschlechter Statistik nun die dritte Saison noch in der 1. Liga in Angriff nehmen kann oder mit dem Auswärtsspiel vor Wochenfrist konnte. Nach der 3:1-Niederlage im ersten Spiel gegen Frauenfeld gab es durchaus Grund zur Bange, ob auch diese Saison Nummer 3 nach bekanntem Strickmuster verlaufen würde: Gute Auftritte, aber unter dem Strich nichts Zählbares. Das Potenzial hatten die Spieler schon immer, technische Raffinesse war weitestgehend vorhanden und die Geschwindigkeit nie ein Problem. Was schlecht funktionierte, waren Automatismen, die verhindern, dass in der Defensive spielentscheidende Lücken entstehen oder dass Pässe ins Leere laufen. Kurz all jene Dinge, die nur dann klappen können, wenn man sie gemeinsam als Mannschaft übt. Nach dem zweiten Spiel ist es zu früh, eine verlässliche Prognose zu machen. Im Heimspiel gegen die GDT Bellinzona gelang den Red Lions aber ein Auftritt wie noch nie. Erstmals traten sie als echte Mannschaft auf. Der Grund dafür ist laut Raphael Zahner wenig überraschend: «Ich habe nun regelmässig siebzehn Spieler im Training.»

Blick aufs Spielgeschehen

Das erste Tor schoss Rihards Mezsargs, als Abschluss einer Kombination via Schlatter und Lang in der 15. Minute. Wenig später glich Bellinzona – in doppelter Überzahl spielend – aus. In der 5. Minute des zweiten Drittels legte Reinach erneut vor, diesmal lancierten Schlatter und Lang Renggli als Torschützen. In der 37. Minute dann die Spielentscheidung innert 32 Sekunden. Erst schoss Lang den Powerplaytreffer zum 3:1, postwendend erzielte Spinedi den Anschlusstreffer für Bellinzona, 19 Sekunden später legte Dum zum 4:2 vor. In der 41. Minute schoss Renggli sein zweites Tor dieses Spiels mit Schlatter und Rietmann als Assistenten. Der dritte Treffer der Gäste zum 5:3 in der letzten Minute war lediglich noch Kosmetik. Insgesamt überstanden die Gastgeber die turbulenten Schlussminuten ohne grössere Herzschlaggefahr für ihre Fans.

Das führt nun dazu, dass die Red Lions nach zwei Spielen bereits so viel Punkte haben, wie in der ganzen ersten Saison (3) und halb so viel wie in der letzten Saison vor dem Abstiegsprozedere (6). Damit liegen sie auf Tabellenplatz 5, ihr Kantonsrivale, die Argovia Starts, auf Platz 11. Nach zwei Spielen selbstverständlich alles andere als aussagekräftig, aber noch nie dagewesen und schön anzusehen.

Red Rions Reinach – GDT Bellinzona 5:3 (1:1, 3:1, 1:1) – Kunsteisbahn Reinach:110 Zuschauer – SR: Derada; Lustenberger, Rentsch – Tore: 15. Mezsargs (Schlatter, Lang) 1:0, 16. Guidotti (Juri, Lakmotov/Auschluss: Alllabauer, Zubulis) 1:1, 25. Renggli (Schlatter, Lang) 2:1, 37. Lang (Renggli, Meyer) 3:1, 37. Spinedi (Lakmotov, Pinana) 3:2, 37. Dum (Schnyder) 4:2, 41. Renggli (Schlatter, Rietmann) 5:2, 60. Spinedi (Lakmotov) 5:3.

Strafen: 4 x 2 Minuten gegen Red Lions , 5 x 2 Minuten gegen GDT Bellinzona.

Red Lions Reinach: Kunz; Schnyder, Gegenschatz, Meyer, Schlatter, Zubulis, Bulgheroni; Vogt, Lang, Mezsargs, Moldovanyi: Allabauer, Dum, Rietmann, Renggli, Bonga-Bonga, Maillard, Traxler, Rosamilla.

GDT Bellinzona: Canepa; Pinana, Biasca, Rigo, Marchetti, Rosselli, De Bernardi, Sartori, D’Andrea; Terzago, Taiana, Spinedi, Guidotti, Capella, Pedrani, Morotti, Gaeta.